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Ernährungsleitfaden für Meerschweinchen und Kaninchen

Meerschweinchen und Kaninchen sind beliebte Haustiere und finden besonders unter Kindern begeisterte Anhänger. Da sie von der körperlichen Größe auch in Wohnungen gehalten werden können und im Falle eines Urlaubes relativ einfach und ohne großen Aufwand von Bekannten versorgt werden können, sind diese angenehmen Mitbewohner sehr beliebt.

Doch auch Meerschweinchen und Kaninchen können erkranken. Zahnprobleme, Verdauungsstörungen, Harnabsatzbeschwerden, Abszesse, Verhaltensauffälligkeiten,……. Viele dieser Krankheiten sind leider hausgemacht und oft lediglich durch einfach durchzuführende Veränderung in der Haltung und Ernährung zu vermeiden.

Was nämlich oft unterschätzt und beim Kauf in den Zoohandlungen meistens nicht entsprechend mitgeteilt wird, ist, dass Meerschweinchen und Kaninchen sehr anfällig für Magen- Darm- Erkrankungen sind. Warum aber ist das so? Rein äußerlich scheinen diese wunderbaren Tiere ja sehr pflegeleicht und genügsam zu sein… Die Erklärung ist in den ursprünglichen Heimatgebieten der beiden zu suchen.

Meerschweinchen waren ursprünglich in  Südamerika beheimatet. Ihre Vorfahren lebten in den Anden. Dort ernährten sie sich von Pflanzen, die dort zur Verfügung standen:  von frischem Gras und Kräutern, die dort ganzjährig zu finden sind. Hier nahmen Meerschweinchen genug Vitamin C auf, auf das sie dringend angewiesen sind, da sie es nicht selbst in ihrem Körper erzeugen können.

In der freien Natur gibt es also nicht jeden Tag frisches Obst, weichstielige Kräuter und Getreideflocken J . Die festen grünen Pflanzenteile, die sie normalerweise zu fressen bekommen, also Gras und Stängel und Blätter von Kräutern sind zwar sehr strukturreich- liefern aber auch wenig Energie. Die Natur hat aus diesem Grund Meerschweinchen mit einem hoch spezialisierten Verdauungssystem ausgestattet. Dieses ist aber leider auch sehr empfindlich und neigt zu schweren Erkrankungen.

Kaninchen lebten früher in der Steppenlandschaft Westeuropas. Auch sie ernähren sich von Gras und Kräutern, wobei Gras oft nur als Heu zur Verfügung steht. Wie bei den Meerschweinchen sind sie an eine Ernährung in kargen Biotopen angepasst.

Bedeutsam für die Fütterung unserer gezähmten Meerschweinchen und Kaninchen ist also, dass diese Tiere an sehr karge Kost mit wenig Energie und sehr strukturreicher Nahrung angepasst sind.

Warum ist die Verdauung so störanfällig?

Gräser und Kräuter, die ja den Hauptbestandteil der Nahrung darstellen, bestehen hauptsächlich aus Cellulose und ähnlichen Stoffen mit fester und faseriger Struktur. Für Menschen und Tiere ist Cellulose aber eigentlich unverdaulich.

  • Meerschweinchen und Kaninchen beherbergen im Darm Unmengen an Bakterien, die die Pflanzenfasern verwerten können und so die notwendige Energie liefern. Diese „guten“ Bakterien sind aber von einem konstanten Ph- Wert abhängig. Enthält die Nahrung zu viel Zucker oder Stärke, so verschiebt sich der ph- Wert nach unten in den sauren Bereich. So wird das Wachstum von ungünstigen „schlechten“ Bakterien gefördert, was zu Magen- und Darmbeschwerden führt.
  • Die Muskulatur im Magen von Kaninchen und Meerschweinchen ist sehr schwach ausgebildet. Das heißt, dass der Nahrungsbrei nicht aktiv weiter transportiert werden kann. Das bringt natürlich die Gefahr mit sich, dass das Futter zu lange im Magen liegen bleibt und es zu gären beginnt. Dadurch wird die gesamte Verdauung zum Erliegen kommen und das Tier lebensbedrohlich erkranken.

Um das zu verhindern, fressen unsere geschätzten Haustiere beinahe ständig dahin- immer in kleinen Mahlzeiten. So „drückt“ das neu aufgenommene Futter das „alte“ weiter und eine normale Verdauung kann von Statten gehen.

Wie Sie Ihr Kaninchen und Meerschweinchen optimal ernähren können- und das auch im Winter und was Sie auf jeden Fall vermeiden müssen- erfahren Sie im nächsten Artikel!

Sie haben ein Problemmeerschweichen oder Prolemkaninchen? Wie helfen Ihnen und Ihrem Haustier gerne weiter! Vereinbaren Sie am besten einen Termin und wir untersuchen Ihren Liebling und beraten Sie dann eingehend.

Was und wie füttern Sie also Ihre Lieblinge optimal, sodass Sie Mangelerscheinungen und Fehlverdauungen verhindern können?

Im ersten Teil unseres Ernährungsspezials sind wir bereits auf die Fragen „warum Kaninchen und Meerschweinchen ein besonderes Verdauungssystem haben“ eingegangen. Nun widmen wir uns der optimalen Nahrungszusammensetzung.

Als typische Grasfresser haben Meerschweinchen und Kaninchen einen hohen Bedarf an rohfaserhaltiger Nahrung. Zu viele Leckerlies oder sehr gehaltvolles Futter ist für die kleinen Tiere schädlich. Was versteht man also  unter rohfaserhaltigem Futter:

Heu, Heu, Heu 🙂

Leider gibt es in den diversen Zoogeschäften und auch im Internet sehr häufig Heu von schlechter Qualität im Angebot. Was zeichnet das perfekte Heu aus:

  • Schöne grüne Farbe
  • Aromatischer Geruch, der an eine abgemähte Wiese erinnert
  • Nicht zu viele Kleinteile. Diese quellen zu stark im Magen auf und können so zu Verdauungsstörungen führen
  • Sollte das Heu Schädlinge enthalten, bitte Finger weg und am besten gleich in den Müll. Ansonsten kann ihnen der Besuch des Kammerjägers ins Haus stehen- das hatten wir wirklich gerade kürzlich bei einer Meerschweinchenbesitzerin!
  • Das Heu reicht muffig? Bitte nicht verfüttern, hier ist wahrscheinlich ein Lagerungsfehler passiert. Gammelfutter kann zu schwersten sehr akuten Krankheitssymptomen – bis hin zum Tod- führen!

Frisches Grünfutter

Meerschweinchen und Kaninchen dürfen außerdem ihre tägliche sehr großzügige Ration an Wiesenkräutern, Gartenkräutern, Löwenzahn oder frischem Gras erhalten. Bitte achten Sie aber darauf, dass das Futter nicht nass oder überlagert ist. Am besten bieten Sie es frisch gepflückt an, dann schmeckt es optimal und Fehlgärungen im Magen können vermieden werden.  Natürlich sind auch verschiedene Salatsorten wunderbar geeignet- hier aber bitte nicht übertreiben. Da „normale“ Salatsorten sehr weich sind, sind sie zum Zahnabrieb eher nicht geeignet. Außerdem reagieren viele Meerschweinchen und Kaninchen sehr empfindlich- mit Durchfall- darauf. Tasten Sie sich hier einfach in kleinen Portionen vor. So können Sie schnell feststellen, welche Sorten besonders gut schmecken und vertragen werden.

Obst und Gemüse

Der Speiseplan darf und soll gerne um besondere Leckerbissen erweitert werden. Bitte setzen Sie diese aber nicht in allzu großen Mengen ein- beachten Sie die Größe Ihres Tieres- eine Kleinigkeit reicht vollkommen.

Karotten, Apfelstücke, Gurken, Fenchel, Radieschen Blätter, Kohlrabi Blätter, Erdbeeren,……. Der Fantasie sind fast keine Grenzen gesetzt. Aber wie so oft im Leben mach auch hier die Menge das Gift! Weiches und strukturarmes Gemüse und zuckerreiches Obst sollten sehr spärlich verfüttert werden. Diese machen schneller satt und die Motivation, strukturreiches Futter zu fressen, sinkt.

Leckerlies sind selten gesund!

Leider verhält es sich bei Meerschweinchen und Kaninchen, wie bei uns Menschen. Was uns am besten schmeckt, ist meistens ungesund. Bei den meisten Fertigfuttermitteln, die nicht pelletiert sind, neigen unsere Haustiere dazu, die fetten und zuckerhaltigen Bestandteile herauszupicken und den Rest eher zu meiden. Manche „Scherzkekse“ werfen die unbeliebten Teile einfach aus der Schüssel und verscharren diese in der Einstreu. Das führt zu Fehlernährungen und Fettleibigkeit- vor allem bei „bewegunsfaulen“ Tieren.

Nagersnacks sind vergleichbar mit Süßigkeiten und Knabbereien für uns Menschen. Lecker aber sehr ungesund- und eine kleine Menge stellt uns selten zufrieden. Außerdem sind sie sehr Calciumreich, was das Entstehen von Harnsteinen fördert.

Verwenden Sie also am besten rohfaserreiches, getreidearmes oder –freies Grundfutter in kleinen Mengen. Den Hauptbestandteil soll auf jeden Fall Heu darstellen!

Was gibt es sonst noch zu beachten?

  • Ausreichend frisches Wasser ist besonders wichtig! Der Flüssigkeitsbedarf kann nicht alleine durch Grünfutter gedeckt werden. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Wasserflasche oder –schale vor enormer Sonneneinstrahlung, Verschmutzung und im Winter auch vor Frost geschützt werden muss.
  • Planen Sie eine Futterumstellung? Bitte gehen Sie besonders behutsam und langsam vor. Die Bakterienflora im Darm benötigt etwas Zeit, um sich auf die veränderte Nahrung einzustellen. Setzen Sie Ihre Meerschweinen oder Kaninchen im Frühling ohne „Vorbereitung“ einfach so ins frische Gras, so beginnt das schmackhafte Grün schnell nach dem Fressen zu gären. Das führt zu Bauchschmerzen und Durchfall und leider auch schnell zu lebensbedrohlichen Zuständen!

Gehört nicht ganz zum Thema Ernährung, darf aber dennoch nicht vergessen werden: Die Zähne!

Die Zähne von Meerschweinen und Kaninchen sind, wie oben erwähnt, enormen Belastungen ausgesetzt. Faserreiche Strukturen „müssen“ den lieben langen Tag aufgenommen und zerkaut werden. Daher hat die Natur diese Tiere mit besonders starken Zähnen ausgestattet. Diese wachsen zeitlebens ungefähr 2mm pro Woche, um den enormen Abrieb auszugleichen. Fällt die Abnutzung aber wegen zu weicher und ungeeigneter Nahrung geringer aus, so wachsen die Zähne entweder ungleichmäßig oder werden an manchen Stellen so lang, dass normale Kaubewegungen nicht mehr möglich sind. Das führt leider zu den gefürchteten Verdauungsproblemen und in manchen Fällen auch zum Besuch beim Tierzahnarzt.

Dass Brot oder Nagersteine die Zähne unterstützen sollen, ist leider nicht richtig. Die hohe Anzahl von leichtverdaulichen Kohlenhydraten im Brot und der oftmals zu hohe Calciumanteil in Nagersteinen wirken sich eher konterproduktiv auf die Gesundheit vom Meerschweinen und Kaninchen aus.

Unterstützend können Sie folgendermaßen eingreifen:

  • Hochwertiges Heu (ja, schon wieder 😉 )
  • Zweige von Birken-, Haselnuss- und Apfelbäumen anbieten
  • Der regelmäßige Besuch beim Tierarzt zur Zahnkontrolle, denn:
  • Nur ein Zahn kann einen Zahn optimal abreiben. Wenn der Gegenspieler nicht mitmacht, funktioniert das von der Natur penible „ausgedachte“ System leider nicht mehr.

Wie soll also das optimale Futter aussehen:

  • Sommer: frisches Gras und abwechslungsreiche Wiesenkräuter bieten die Grundlage des Futters. Wichtig ist, dass es nicht welk oder vergoren und in ausreichender Menge vorhanden ist. Heu (gerne auch selbstgetrocknet) sollte zusätzlich angeboten werden. Zum Benagen eignen sich Haselnuss-, Birken- und Apfelbaum- und andere Obstbaumäste. Obststücke, Gemüse und andere Leckereien verwenden Sie bitte nur in kleinen Mengen.
  • Winter: leider gibt es bei uns im Winter kein frisches Wiesengras L Daher muss man etwas kreativ werden und auf grünes Blattgemüse ausweichen. Hier gibt es eine unbegrenzte Anzahl von wunderbar geeigneten Gemüsesorten. Fenchel, Salat, Grünkohl, Wirsing, Kräuter, Karotten,… hier kann man sich wirklich „austoben“- aber auch das Blattgrün soll in ausreichender Menge und frisch angeboten werden. Dazu kommt hier natürlich auch wieder unser geliebtes Heu 🙂
  • Von der Jahreszeit unabhängig vergessen Sie bitte nicht auf unbegrenztes, regelmäßig gewechseltes Frischwasser

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