Das feline Herpesvirus 1 ist auch als Rhinotracheitis der Katze bekannt. Es ist ein nicht besonders resistentes Virus, das bei ca 15°C nur weniger als 24 Stunden überleben kann. Hauptsächlich ist es für Erkrankungen im oberen Atmungstrakt verantwortlich, kann aber bei sehr jungen Katzen auch eine schwere Allgemeinerkrankung hervorrufen.
Einmal erkrankte Katzen bleiben ihr ganzen Leben lang mit dem Virus infiziert. Durch bestimmte Auslöser, wie Stress oder Krankheit, wird das Virus aktiv und die Katzen entwickeln wieder Symptome (= latente Infektion).
In den meisten Fällen kommt es zu einer Mischinfektion mit anderen Viren und Bakterien und so zum Bild des Katzenschnupfens. Wenn Sie mehr über den Katzenschnupfen-Komplex erfahren möchten, finden Sie weitere Informationen in unseren Artikeln „Katzenschnupfen-Komplex – die Viren/die Bakterien“.
Worum handelt es sich bei der Rhinotracheitis?
Das feline Herpesvirus ist ein behülltes DNA Virus, welches erstmals Ende der 50er Jahre isoliert wurde. Ca 20 Jahre später, Ende der 70er wurde ein zweites Herpesvirurs im Harntrakt einiger Katzen gefunden, doch stellte sich heraus, dass es eine vermutliche Verunreinigung durch ein Herpesvirus des Rindes war. Dieses wurde als FHV-2 bezeichnete und spielt in Europa für die Katze keine bedeutende Rolle.
FHV-1 ist in der Umwelt nicht sehr resistent und kann nur wenige Stunden überleben. Auch ist es mit handelsüblichen Desinfektionsmitteln leicht zu eliminieren. Herpesviren kommen nicht nur bei Katzen vor, sondern bei vielen verschiedenen Tierarten und auch beim Menschen. Sie sind jedoch speziesspezifisch und werden nur zwischen den Arten weitergegeben. Somit stellt eine mit Herpes infizierte Katze keine Gefahr für den Menschen dar, allerdings für andere Katzen.
Vorrangig auch deshalb, weil das Virus nach einer Infektion im Körper der daran erkrankten Katze bestehen bleibt und zu jedem Zeitpunkt wieder ausbrechen (=latent infiziert) und verbreitet werden kann. Dies ist auch der Grund warum es gehäuft an Orten zu finden ist, wo viele Katzen gehalten werden. Stress, geschwächte Immunsysteme und/oder nicht ausreichende Hygiene sind in Katzenpension, Tierheimen und Zuchten häufig anzutreffen und so der perfekte Lebensraum für Herpesviren.
Wie erfolgt die Ansteckung und welchen Verlauf nimmt die Krankheit?
Die Ansteckung erfolgt direkt von Katze zu Katze oder indirekt über kontaminierte Gegenstände oder Personen. Das Virus wird über die Nase, Maul und Bindehäute aufgenommen, wo auch zum größten Teil die Vermehrung stattfindet. Die ersten Symptome treten bereits 2-6 Tage nach einer Infektion auf. Die Ausscheidung des Virus erfolgt über die Sekrete des oberen Atmungstraktes und der Augen. Dies ist bereist 24 Stunden nach der Infektion möglich und kann bis zu 3 Wochen andauern.
Eine generalisierte Erkrankung ist selten und kommt meist nur bei sehr jungen Katzen im Welpenalter vor. Der Grund hierfür liegt darin, dass das Virus bei 37°C Körpertemperatur nicht mehr vermehrungsfähig ist und gerade Welpen noch über keinen ausgeprägten Wärmehaushalt verfügen und so meist eine Untertemperatur aufweisen. Ist das Virus einmal in seinen Wirt gelangt, wandert es über die Nervenbahnen entlang zu den Ganglien, eine Anhäufung von Nervenzellkörpern, und setzt sich dort fest um bei Schwächung des Wirtes jederzeit wieder auszubrechen und Symptome zu verursachen. So bleibt eine einmal infizierte Katze immer Träger des Herpesvirus.
Davon betroffen sind ca 80% aller Katzen. Diese spielen besonders für die Übertragung eine wichtige Rolle, im Wesentlichen deshalb, weil die Infektion bei ca 30% der Katzen ohne auslösenden Faktor stattfindet und die Symptome bei einer neuerlichen Aktivierung nur kaum bis milde vorhanden sind. So werden Träger nur sehr schwer erkannt.
Je nach Alter, Immunstatus und Vorerkrankungen des betroffenen Tieres, kommt es zu unterschiedlichen Ausprägungen der Symptome. In vielen Fällen verläuft die Infektion mild über 1-2 Wochen, doch kommen auch schwere Verläufe oder Komplikationen nach einer Infektion vor.
Die Symptome sind meist auf den oberen Atmungstrakt beschränkt und sind folge einer akuten und schweren Entzündung der Schleimhäute.
- Nasenausfluss
häufig zeigen die Tiere auch vermehrtes niesen mit einem wässrigen bis eitrigem Nasenausfluss
- Speicheln (Salivation)
durch die Entzündungen im Maul und den damit verbunden Schmerzen, speicheln die betroffenen Tiere mehr. - Husten mit Atemnot
die Entzündungen führen zu Veränderungen in den Atemwegen und so auch zu husten und manchmal zur Atemnot (Dyspnoe) - Augenentzündungen
das Virus setzt sich auch in den Augen fest. So kann es zu starkem Augenausfluss, massiven Entzündungen des gesamten Auges mit Verletzungen an der Hornhaut kommen. - Hautveränderungen
selten kann es zu Veränderungen der Haut im Kopfbereich und im Gesicht kommen. - Totgeburten
bei trächtigen Kätzinnen kann eine Infektion zu Totgeburten führen. - Fieber und Tod
kommt es zu der generalisierten Form, bei der mehrere Organsysteme betroffen sind, kann es zu schweren allgemeinen Störungen mit Fieber und zum Tod des Tieres kommen.
Aber auch Folgeschäden sind bei überstandener Erkrankung häufig der Fall.
- chronische Entzündungen im oberen Atmungstrakt
immer wiederkehrende Entzündungen der Nasenschleimhaut, der Luftröhre und der Nebenhöhlen treten als Folge einer Infektion auf.
Dies gibt der Krankheit auch ihren Namen – Rhinotracheitis. - Probleme mit den Augen
Verwachsungen im Bereich der Augenlider sind durch den starken Augenausfluss während der Infektion möglich. Diese können nur Teile des Auges betreffen, aber auch durchgehend sein, sodass das Auge gar nicht geöffnet werden kann. Weiters kann es durch die starke Entzündung auch zur Blindheit oder zum Verlust des Augapfels kommen.
Wie erfolgt die Therapie?
Je nach Schweregrad und beteiligten Organsystem erfolgt die entsprechende Therapie. Die Gabe von entzündungshemmenden oder immunmodulierenden Medikamenten, lokalen Augensalben oder eines Antibiotikums sind häufig notwendig, auch um sekundäre bakterielle Besiedelungen zu behandeln. Ein Virostatikum kann in vielen Fällen die Symptome lindern.
Wie kann dem Virus vorgebeugt werden?
Eine ausreichende Hygiene in Mehrkatzenhaushalten ist wichtig um die neuerliche Ansteckung zu minimieren. Für die Prophylaxe dient vor allem die Impfung, welche bereits im Welpenalter nach der aktuellen Empfehlung der Impfkomission verabreicht werden sollte. Diese verhindert zwar nicht eine Infektion oder dass eine Katze das Virus in sich trägt, aber es mildert die damit verbundenen Symptome stark ab. Mehr dazu finden sie in dem Artikel „Katzenschnupfen-Komplex – die Viren“.
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